So «alt» ist deine AV ABB. Generell lebten die Gründer der AV ABB in einer völlig anderen Welt. Der erste Weltkrieg war gerade erst zu Ende, in der Stadt Zürich gab es mehr Pferdekutschen als Autos. Ausserdem hatte nur ein Viertel aller Zürcher Haushalte überhaupt ein eigenes Bad mit Badewanne und gerade einmal fünf Prozent hatten eine richtige Heizung und nicht nur einen Kachelofen. Heute können wir uns ein solches Leben fast nicht mehr vorstellen.
In diesen Zeiten grosser Not und sozialer Umwälzungen gründeten am 18. November 1920 einige Angestellte der damaligen Brown Boveri & Cie. den Hausverband Brown Boveri oder kurz HBB. In der Schweiz geniessen Sozialpartnerschaft und Arbeitsfrieden einen ganz besonderen Stellenwert. Der Arbeitsfrieden und die verbindlichen Arbeitsbedingungen sind keine Selbstverständlichkeit, sondern mussten hart erkämpft werden. Der Generalstreik beendete in der Schweiz eine lange Phase harter Auseinandersetzungen. Am 19. Juli 1937 unterzeichneten in Zürich der Arbeitgeberverband und die Gewerkschaften bzw. Verbände der Metallindustrie eine später als «Friedensabkommen» bezeichnete Vereinbarung. Man beschloss, künftig auf Kampfmassnahmen zu verzichten, erstellte Verfahren zur Beilegung von Konflikten sowie Regeln zur Bestimmung von Löhnen und Ferien und konstituierte die Mitwirkung der Arbeitnehmenden in den Betrieben.
Einführungsworte unseres Präsidenten, Alexander Bélaz, in der Jubiläumsbroschüre zum 100. Jubiläum der AV ABB im 2020.
Der Grundstein zum Hausverband AV ABB wurde 1920 gelegt. Schon bei seiner Gründung stand das Bestreben im Vordergrund, zur Gestaltung der Arbeitsverhältnisse ein massgebliches Wort mitreden zu können. Die Grundkonstante des verantwortlichen Mitdenkens, Mithandelns und Mitbestimmens hat seine Gültigkeit bis zum heutigen Tag bewahrt. Es war deshalb auch der Wille der Angestellten, sich unabhängig von ausserbetrieblichen Organisationen, im eigenen Haus vertreten zu wollen. Das heisst, dass man trotz Meinungsverschiedenheiten nicht die Konfrontation, sondern die konstruktive Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung sucht und gemeinsam Lösungen erarbeitet. Daran hat sich auch heute nichts geändert. Auch heute geht es darum, Arbeitsplätze zu erhalten, Arbeitsbedingungen mitzugestalten, Arbeit zu schaffen, die befriedigt. MitarbeiterInnen sollen zu mündigen Menschen werden, die an sich und an ihre Zukunft glauben. Menschen, die ihr Leben selber in die Hand nehmen und ihre Zukunft gestalten. Und dazu braucht es Unterstützung und Solidarität, wie sie die AV ABB eben bieten kann.
Intro von Wiltraud Schaub, ehem. Präsidentin der AV ABB, in der Broschüre zum 75. Jubiläum der AV ABB (1995)